2023-08-02

Die Meissner-Seifenkiste – ein Azubi-Projekt mit Lerneffekt und Spaßfaktor

Ein Automobilzulieferer, der einen eigenen Rennwagen baut. Das klingt zunächst einmal abwegig, ist aber ein tatsächliches Azubi-Projekt der Meissner AG. Bei dem Rennwagen handelt es sich um eine Seifenkiste – allerdings eine, die es in sich hat. Fünf Auszubildende arbeiten derzeit daran, die Seifenkiste umzubauen und weiter zu optimieren, damit sie für die nächsten Rennen gut gerüstet ist.

Wie es dazu kam: Die Meissner AG beim Seifenkistenrennen in Weifenbach

Das Dörfchen Weifenbach, das ebenfalls zu Biedenkopf gehört, organisiert seit 2014 ein Seifenkistenrennen. Eine Mitarbeiterin aus der Konstruktion, die aus Weifenbach kommt, gab den Impuls: „Das wäre doch mal eine Idee für unsere Auszubildenden!“ Gesagt – getan.

Ausbildungsleiter Matthias Greeb begeisterte die Meissner-Azubis dazu, für das Rennen 2016 eine Seifenkiste zu bauen. Technische Produktdesigner, Zerspanungsmechaniker und Werkzeugmechaniker – alle waren gefragt, um den Wagen zu konstruieren und zu bauen. Matthias Greeb erinnert sich noch an die Euphorie: „Wir hatten so viele unmögliche Ideen, dass wir damit zum Mond hätten fliegen können.“ Letztendlich haben es nicht alle Ideen in die fertige Seifenkiste geschafft.

 

Wie die Seifenkiste der Meissner AG entstanden ist

Die Produktdesigner zeichneten zunächst die Karosserie. Das Team entschied sich für eine Schichtholzplatte als Grundplatte. Der Wagen sollte später ein abgerundetes Design haben, für den entsprechenden Korpus sollten Glasfasermatten laminiert werden. Die angehenden Zerspanungsmechaniker erstellten hierfür eine Form aus Hartschaum auf der Fräsmaschine und lackierten sie, sodass sie anschließend mit Glasfasermatten auslaminiert werden konnte. Den fertigen Korpus schraubte das Team schließlich auf die Holzplatte, montierte Achsen, Lenkung und Räder, lackierte die Karosserie schwarz – und dann konnte es mit der ersten Probefahrt losgehen.

 

Erste Probefahrt: eine bremsende Erkenntnis auf dem Meissner-Parkplatz

Matthias Greeb und die Auszubildenden entschieden sich für eine Probefahrt auf dem leicht abschüssigen Parkplatz der Meissner AG – nur zwei Tage vor dem Rennen. Die Erkenntnis dabei: Durch die starre Hinterachse wurde die Seifenkiste in der Kurve langsamer. Also musste wieder umgebaut werden: Die alte Hinterachse wurde mit der Flex zerteilt und eine neue Achse mit längs verschiebbarem Linearkugellager eingebaut.

 

Zweite Probefahrt – und auf einmal ging bei der Seifenkiste nichts mehr

Auch bei der zweiten Probefahrt – einen Tag vor dem Rennen – lief es nicht glatt. Bei den ersten zwei Fahrten sah noch alles gut aus, aber dann blieb die Seifenkiste auf einmal stehen. Lagerschaden. Also baute das Team den Wagen noch einmal um, auch nach Feierabend. An den Hinterrädern wurden links und rechts Rillenkugellager montiert. Außerdem bekam die Seifenkiste eine Scheibenbremse von einem Fahrrad.

 

Ein erfolgreiches Rennen des Meissner Racing-Teams

Am Morgen vor dem Rennen erledigte das Team noch schnell die letzten Arbeiten, dann stand der Wettbewerb in Weifenbach auf dem Plan. Neben den Auszubildenden der Meissner AG nahmen viele Kinder und Jugendliche daran teil, die ihre Seifenkisten mit ihren Eltern und Großeltern gebaut hatten. Die Meissner-Azubis gewannen beide Rennläufe und damit den gesamten Wettbewerb.

Der erste Umbau der Meissner-Seifenkiste

Aus dem ersten Rennen 2016 hatte das Meissner Racing-Team gelernt: Die Karosserie war zu schwer. Bei einem maximal zulässigen Gesamtgewicht von 160 Kilo konnten nur die leichtesten Auszubildenden als Fahrer fungieren, denn schon die Seifenkiste allein wog 104 Kilo. Statt Glasfaser wurde für den neuen Korpus Carbon verwendet.

Somit hatte das Team jetzt rund 40 Kilo Gewicht gespart – und war damit schon fast zu leicht. Also montierten Matthias Greeb und seine Auszubildenden kurzerhand eine Stange vorne in die Seifenkiste. Je nach Fahrer und dessen Körperbau konnten so zusätzliche Gewichte im Wagen montiert werden.

 

Zwei weitere erfolgreiche Seifenkistenrennen in Weifenbach

Das Ergebnis des Umbaus: Meissner lag auch im zweiten Jahr beim Seifenkisten-Rennen in Weifenbach vorne, fuhr aber diesmal außer Konkurrenz.

Im dritten Jahr lobte die Dorfgemeinschaft in Weifenbach einen zusätzlichen Firmenpokal aus und motivierte weitere Unternehmen dazu, Azubi-Teams mit selbstgebauten Seifenkisten starten zu lassen. Neben der Meissner AG nahm jetzt auch Elkamet teil. Den Wanderpokal nahmen allerdings wieder die Meissner-Azubis mit nach Wallau.

Ein weiteres Rennen und ein nötiger Umbau der Meissner-Seifenkiste

Nach einer Corona-Zwangspause wurde das Meissner-Team schließlich aus Niedereisenhausen angesprochen. Dort fand 2022 ein Seifenkistenrennen statt, allerdings mit einem deutlich anspruchsvolleren Streckenprofil und vielen schnellen Wagen.

Leider war für das Meissner-Team schon nach dem Vorlauf Schluss: Nach dem Zieleinlauf riss das Bremsseil und die Seifenkiste kam erst in einem Garten zum Stehen. Der Fahrer blieb unverletzt, allerdings war neben dem gerissenen Bremsseil auch die Felge des Vorderrads deutlich beschädigt.

So geht es mit der Seifenkiste und dem Meissner Racing-Team weiter

Im September 2023 steht das nächste Rennen in Niedereisenhausen an. Bis dahin soll die Seifenkiste schon neue Felgen, Räder und Bremsen bekommen. Längerfristig ist ein größerer Umbau geplant, um die Seifenkiste weiter zu modifizieren. Unter anderem soll sie einen Gitterrohrrahmen und bewegliche Achsschenkel bekommen.

Azubi-Projekt Seifenkiste – mit Lerneffekt und Spaßfaktor

Was sich zunächst vielleicht wie eine spaßige Freizeitbeschäftigung liest, hat durchaus einen ernsten Hintergrund und einen Lerneffekt für die Auszubildenden der Meissner AG: Sie sammeln wichtige Erfahrungen für ihre berufliche Zukunft.

Das Seifenkisten-Projekt wird wie ein Kunden-Projekt behandelt

Am Beispiel der Seifenkiste lernen die Auszubildenden die einzelnen Schritte, die auch später bei der Arbeit für Kunden wichtig sind. Es gibt ein Lastenheft mit konkreten Rahmenbedingungen. Die Konstrukteure zeichnen, die Zerspanungsmechaniker fräsen Bauteile, andere Teile werden zugekauft – und die Werkzeugmechaniker bauen alles entsprechend ein. Das Team muss Lösungen für Probleme finden, die in keinem Lehrbuch stehen. Die Auszubildenden erarbeiten Ideen, mit denen sie auch mal daneben liegen – und suchen anschließend weiter.

 

Gute Team-Arbeit steht im Vordergrund

Ein Fokus des Azubi-Projekts liegt darauf, als Team gut zusammenzuarbeiten. Die Auszubildenden müssen sich absprechen. Sie müssen dazu in der Lage sein, Konflikte auszuhalten und Themen zu diskutieren. Sie lernen, wie sie sich selbst einbringen und Verantwortung für einzelne Schritte übernehmen. Mehrheiten müssen akzeptiert, Kollegen abgeholt und mitgenommen werden.

Was ebenfalls dazugehört: Verständnis für den jeweils anderen und dessen Arbeitsbereich zu entwickeln. Nicht immer ist das, was die Konstrukteure zeichnen, in der Praxis umsetzbar. Und umgekehrt bekommen die Auszubildenden aus der Montage ein Bild davon, was die Arbeit der Konstrukteure und technischen Produktdesigner ausmacht.

ANSPRECHPARTNER

Matthias Greeb
Ausbildungsleitung

(+49) 6461 802-165
Matthias.Greeb@meissner.eu

Robin Samel
Ausbildungsleitung

(+49) 6461 802-455
Robin.Samel@meissner.eu

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